Digitale Währungen wie Bitcoins sind auf dem Vormarsch. Nun arbeiten auch Zentralbanken an der Einführung von Digitalgeld. Ein Pilotprojekt zum E-Euro soll noch in diesem Sommer starten. Was bedeutet das für Sparer und Verbraucher?
Da immer weniger Menschen mit Bargeld zahlen – und gleichzeitig viele Internetkonzerne und Fintechs alternative digitale Bezahlmethoden entwickeln, sind die Zentralbanken weltweit unter Zugzwang geraten. Im Wettbewerb mit den Privatanbietern wollen sie mehr Sicherheit, Datenschutz und vor allem Kostenvorteile bieten. Die Europäische Zentralbank setzt deshalb auf den digitalen Euro.
Im Kern geht es dabei um die Schaffung eines neuen Transaktionsstandards. Dieser soll Geldtransfers schneller, einfacher und günstiger machen. Experten schätzen, dass der Kostenvorteil für die Wirtschaft bis zu 90 Prozent gegenüber den jetzigen Überweisungssystemen betragen könnte. Private Verbraucher bekämen dann – ähnlich einer Kryptowährung - eine sogenannte Wallet, also eine elektronische Geldbörse. Dort hinein würden die digitalen Euros verbucht, die jeder EU-Bürger genauso wie Bargeld zum Einkaufen und Bezahlen nutzen kann. Die Wallet wird voraussichtlich als App für Smartphones und Tablets ausgestaltet sein. Sie soll nicht nur E-Euros speichern können, sondern auch wichtige Dokumente wie Führerscheine, Qualifikationsnachweise und Zertifikate.
Zahlreiche Vorteile
Der E-Euro basiert nicht auf der Blockchain-Technologie wie Bitcoin & Co., wird also nicht dezentral durch viele anonyme Menschen kreiert. Der E-Euro ist Notenbankgeld, über dessen Wert die EZB wacht. Der Vorteil wäre, dass es kein Bankenrisiko mehr gibt, denn die ausgebende EZB kann praktisch nicht Pleite gehen. Und im Gegensatz zu Bitcoin und Co. wäre der digitale Euro überall als Zahlungsmittel akzeptiert. Das Bezahlen oder Überweisen via Onlinebanking, Handy-App, Girocard oder Paypal ist uneingeschränkt möglich.
Schattenseiten des E-Euro
Die schöne neue Digitalwelt hat nicht nur Sonnenseiten. Mit der Einführung des E-Euro könnte die EZB ihren Einfluss deutlich ausweiten. So könnte sie zum Beispiel eine Obergrenze für Zahlungen und Geldtransfers festlegen. Damit wäre das Konsumverhalten der Verbraucher beeinflussbar. Ferner würden Bürger durch ihr Zahlungsverhalten für staatliche Stellen transparent, weil die Behörden Zugang zu sensiblen Transaktionsdaten erhalten. Das anonyme Bezahlen oder Umtauschen von Währungen wäre kaum noch möglich.
Finanzexperten gehen davon aus, dass der digitale Euro, da er wie Bargeld behandelt wird, unverzinst sein wird. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Würden die Währungshüter Zinsen für den E-Euro einführen, könnten diese auch negativ ausfallen. Bei Minuszinsen wären Bankkunden dem Zugriff der Notenbanken uneingeschränkt ausgeliefert. Denn Geld vom Konto abheben und unter das Kopfkissen legen, um Negativzinsen zu vermeiden, wäre nach Abschaffung des Bargelds nicht mehr möglich.
Auch Banken wären betroffen
Betroffen wären auch Geschäftsbanken. So würde die Abwicklung grenzüberschreitender Transaktionen durch den E-Euro zwar schneller und kostengünstiger werden. Zugleich ginge dieses Geschäftsfeld und damit diese Einnahmemöglichkeit für Banken und Zahlungsabwickler aber verloren. Auch das freie zirkulieren von Geldern als Grundlage einer freiheitlichen Gesellschaft und einer transparenten Wirtschaftsordnung wäre kaum noch gegeben.