Ab 1. Juli 2023 dürfen Banken und Sparkassen keine neuen Geldkarten mit Maestro-Funktion mehr ausgegeben. Was ist der Hintergrund und welche Auswirkungen hat das für deutsche Bankkunden und Verbraucher?
Maestro ist das Debitkartensystem von Mastercard. Die Maestro-Funktion ermöglicht es deutschen Girokarteninhabern, im Ausland bargeldlos zu bezahlen sowie weltweit Geld abzuheben. Entfällt die Maestro-Funktion, können deutsche Verbraucher ihre Maestro-Karte nur noch im Inland nutzen.
Der Hintergrund für das Ende der Maestro-Karte ist vor allem die eingeschränkte Möglichkeit der Online-Nutzung. Die Plastikkarten sind für Zahlungen via Internet nicht ausgelegt, weil die Nummernkonventionen der Maestro-Karten (bis zu 19 Ziffern) nicht mit den üblicherweise genutzten E-Commerce-Portalen kompatibel sind.
Maestro-Karten bis Ablaufdatum nutzbar
Bankkunden und Verbraucher müssen sich aber keine Sorgen machen. Für sie ändert sich zunächst nur wenig: Wer eine Maestro-Karte besitzt oder von seiner Bank noch eine neue Karte mit Maestro-Symbol erhält, kann diese uneingeschränkt bis zum Ablaufdatum verwenden. In der Regel sind die Karten vier Jahre lang nach Ausgabe gültig. Darüber hinaus bieten viele Banken als Gegenstück zur Girocard mit Maestro eine Girocard mit V-Pay-Zahlungsfunktion an, dem Konkurrenzsystem von Maestro. Das V-Pay-System bietet umfangreichere Möglichkeiten als das Maestro-System.
Neue Debitkarten übernehmen die bisherigen Funktionen
Als Alternative zur auslaufenden Maestro-Karte setzt sich aktuell mehr und mehr die Debit-Kreditkarte durch. Diese Karten können analog zur Maestro-Karte im Ausland eingesetzt werden und sind darüber hinaus mit Online- und Nahfeld-Zahlungsfunktion (NFC) ausgestattet. Die Debitkarten sind fast immer mit einem Girokonto verbunden und jeder mit dieser Karte bezahlte Euro wird zeitnah vom Konto abgebucht – manchmal sogar am gleichen Tag. Die Debitkarte ist also keine echte Kreditkarte und gewährt auch keinen Kredit. Vielmehr sind diese Karten quasi eine Mischform aus Giro- und Kreditkarte. Sie erlauben in der Regel bis zum persönlichen Limit des Kunden kostenfreie Abhebungen an Bankautomaten in Deutschland, in der Eurozone oder sogar weltweit. Auch Online-Shopping ist mit diesen Karten möglich.
Schwachstellen von Debitkarten
Die neuen Debitkarten sind aber nicht das Maß aller Dinge. So besteht zum Beispiel keine Garantie, dass man mit diesen Karten überall im Einzelhandel oder in Restaurants zahlen kann. Gerade bei kleinen Einzelhändlern kann es zuweilen vorkommen, dass die Debitkarte nicht akzeptiert wird. Verbraucher und Verbraucherinnen sollten deshalb sicherheitshalber ihre Girocard immer noch griffbereit haben, denn diese funktioniert garantiert überall. Zudem weisen Verbraucherschützer darauf hin, dass Debitkarten von den meisten Mietwagenfirmen nicht akzeptiert werden. Grund: Diese Karten erlauben es nicht, Geldbeträge als eine Art Kaution zu blocken, wie dies üblicherweise bei einer Mietwagenbuchung geschieht.
Ausblick
Um Schwachstellen zu beseitigen, arbeitet derzeit die European Payments Initiative (EPI) an einem europäischen Zahlungssystem. Ziel der im vergangenen Jahr gegründeten Initiative ist die Schaffung einer einheitlichen Transaktions- und Zahlungsstruktur in der EU, die auch als Gegengewicht zu den Systemen führender US-Unternehmen wie Mastercard, Visa, Apple Pay, Google Pay und Paypal fungieren soll.