Am 1. Juli 1988 wurde zum ersten Mal der Deutsche Aktienindex (DAX) berechnet. Seither eilt der deutsche Leitindex von Rekord zu Rekord. In den 35 Jahren seines Bestehens kommt der DAX trotz großer Schwankungen auf eine Durchschnittsrendite von gut 8 Prozent.
Mit 1.000 Punkten gestartet, kletterte der DAX an seinem ersten Handelstag an der Frankfurter Börse auf 1.163 Punkte. Den im Index enthaltenen 30 wichtigsten deutschen Unternehmen gelang damit ein überzeugendes Börsendebut. Im Lauf der 35 Jahre wechselt die Besetzung des DAX ständig. Es gibt Auf- und Absteiger, also Unternehmen, die in den Dax aufsteigen und solche, die ihn verlassen müssen. Manche Firmennamen verschwinden gar komplett von der Bildfläche. So beendete die Übernahme von Vodafone das Fortbestehen des Mannesmann-Konzerns, und die Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank besiegelte das Aus der Dresdner Bank. Mit dem Delisting der Linde AG, die an die New Yorker Börse wechselte, verlor der DAX zuletzt ein wichtiges Gründungsmitglied.
Kontinuierliches Wachstum trotz starker Schwankungen
In seinen 35 Jahren erlebt der DAX ein rasantes Auf und Ab. Doch selbst große Krisen verpassen der Erfolgsgeschichte des DAX nur zwischenzeitliche Kratzer. Die gravierendsten Abstürze erlebt der DAX infolge der Anschläge auf das World Trade Center in New York 2001, im Zuge der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 und als Folge der Coronakrise 2020. Trotz heftiger Schwankungen hat sich eine langfristige Investition in den DAX fast immer gelohnt. Ende Juli 2023 stellte der DAX mit knapp 16.500 Punkten einen neuen Rekord auf. Wer Anfang 1988 in den DAX investiert hat, konnte aus einem Investment von 10.000 Euro bis heute rund 160.000 Euro machen. Das entspricht einer Rendite von durchschnittlich gut acht Prozent pro Jahr.
Indexrendite schöngefärbt?
Kritiker werfen dem DAX vor, die Rendite basiere auf Schönfärberei. Denn anders als viele bekannte Indizes berücksichtigt der DAX als Performance-Index auch die Dividendenzahlungen. Das heißt: In die Berechnung der Rendite fließen neben den Kursen auch die laufenden Ausschüttungen der Aktienunternehmen ein. Dadurch fällt die Wertentwicklung höher aus, als wenn lediglich die Kursentwicklung der Aktien dargestellt wird. Vergleicht man die Wertentwicklung des Dow Jones, des britischen FTSE 100 oder des MSCI World mit dem DAX, hat der deutsche Leitindex scheinbar die Nase vorn. Doch das täuscht. Beim Vergleich der reinen Kurs-Indizes fällt der DAX zurück.
Stimmt es also, dass der DAX schummelt? Nein. Denn der DAX macht es im Gegensatz zu anderen bekannten Indizes eher richtig. Die ausgeschütteten Dividenden sind Einnahmen für die Aktionäre, die zum Ertrag einer Aktiengesellschaft gehören. Außerdem fällt am Tag der Ausschüttung in entsprechendem Verhältnis der Aktienkurs. Setzt man rein auf die Kursentwicklung, registriert man also die Kursverluste, lässt die Dividendengewinne aber außer Acht. Der DAX als Performance-Index, der die Dividenden mit einberechnet, ist somit keine Mogelpackung. Wichtig ist lediglich, die richtigen Indizes miteinander zu vergleichen, also Kurs-Index mit Kurs-Index und Performance-Index mit Performance-Index – dann stimmt der Vergleich.
DAX entwickelt sich weiter
Aus den einst 30 DAX-Konzernen sind inzwischen 40 geworden. Mit der Erweiterung im Jahr 2021 will die Deutsche Börse die deutsche Wirtschaft repräsentativer im Index abbilden. So sollen zum Beispiel aufstrebende Internetfirmen bessere Chancen auf einen Platz im Dax bekommen. Zudem wurden als Konsequenz aus dem Bilanzbetrug und dem Dax-Rauswurf des Münchner Zahlungsdienstleisters Wirecard strengere Regeln für Unternehmen eingeführt. Ein wichtiges Kriterium ist die Profitabilität von Unternehmen. Die 40 im DAX gelisteten Unternehmen repräsentieren heute rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung der deutschen börsennotierten Gesellschaften. Damit ähnelt der DAX anderen großen Indizes wie dem MSCI World, der rund 85 Prozent der Streubesitz-Marktkapitalisierung seiner rund 1.600 Aktien abbildet.