Grüne Geldanlagen kommen bei Banken in Zukunft häufiger zur Sprache. Seit kurzem sind die Geldhäuser verpflichtet, ihre Kunden auf nachhaltige Anlageprodukte hinzuweisen. Auf was müssen sich Anlegerinnen und Anleger einstellen und wie sollten sie sich vorbereiten?
Seit August müssen die Geldinstitute ihre Kundinnen und Kunden nach deren Vorlieben bei nachhaltigen Anlageprodukten fragen. Das schreibt die EU-Richtlinie „Mifid II“ vor. Die Europäische Union will damit grünen Anlageformen ein stärkeres Gewicht verleihen. Bislang informierten sich Banken und Sparkassen vor allem darüber, welche Anlagen die Kunden schon besitzen, wie viel Geld ihnen für ihr Investment zur Verfügung steht, welche Rendite sie erwarten und welches Risiko sie bei der Anlage eingehen wollen.
Was ändert sich bei der Kundenbefragung?
Der Fragenkomplex wird künftig um den Nachhaltigkeitsaspekt erweitert. Die Bank muss nun herausfinden, ob die Anleger mit ihrem Geld auch einen positiven Effekt auf die Umwelt und die Gesellschaft erzielen wollen, indem sie etwa in Öko-Fonds oder in nachhaltige ETFs investieren. Das kann zum Beispiel durch die Frage geschehen: „Haben Sie grundsätzlich Interesse an einer nachhaltigen Geldanlage?“ Antworten die Kunden mit „Nein“, hat sich das Thema Nachhaltigkeit für sie bereits erledigt.
Lautet die Antwort „Ja“, muss die Bank genauer nachhaken. Sie muss die Vorlieben und Wünsche des Anlegers herausfinden – und ihm dann entsprechende nachhaltige Produkte anbieten. Um die Nachhaltigkeitspräferenzen herauszuarbeiten, erhalten die Kunden mehrere Fragen. Dabei kann es zum Beispiel darum gehen, welche konkreten Umwelt- oder sozialen Ziele die Anleger mit ihrer Geldanlage verfolgen wollen. Und ob sie bestimmte Investitionen vermeiden möchten, etwa in Kohle, Rüstung oder Atomenergie.
Bankenverband kritisiert Richtlinie
Kritik an den neuen Vorschriften kommt vom Bundesverband deutscher Banken (BdB). Der Dachverband sieht in den Anforderungen der EU durch die sogenannte Taxonomie sowie die EU-Offenlegungsverordnung „eine große Herausforderung“ für die Banken und ihre Kunden: „Es müssen sehr kleinteilige Unterschiede der verschiedenen Nachhaltigkeitspräferenzen erfragt werden, die ein Laie kaum versteht.“ Insgesamt werde dadurch das Beratungsgespräch „komplexer, aber nicht verständlicher“.
Ein weiteres Problem: Auch, wenn es der Bank gelingt, gemäß der EU-Vorgaben die Vorlieben des Kunden möglichst genau herauszufinden, stehen nicht unbedingt passende Anlageprodukte zur Verfügung. Je nach Geldinstitut ist das Angebot nämlich sehr unterschiedlich. Zwar gibt es mittlerweile eine stattliche Anzahl nachhaltiger Fonds und ETFs. Eine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit existiert aber bislang nicht. Wie grün die Produkte am Ende wirklich sind, ist für Anleger oft schwer zu beurteilen.
Anleger sollten sich vorab informieren
Um ihre Anlageentscheidung nicht später zu bereuen, sollten sich Anleger vorab klarmachen, ob sie überhaupt Interesse an nachhaltigen Produkten haben – und wenn ja, was ihnen dabei besonders wichtig ist. Je konkreter die Vorstellung, desto besser. Um herauszufinden, welche Produkte tatsächlich das Klima schützen, die Energiewende vorantreiben oder soziale Projekte fördern, können sich Anleger unter anderem an Nachhaltigkeits-Siegeln orientieren. Ein solches Siegel gibt es zum Beispiel vom Forum nachhaltige Geldanlagen.